ARD Radio Interview

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Nina Franoszek über Schauspielen in Hollywood

Stand: 21.02.2017 12:13 Uhr – Lesezeit: ca.4 Min.

von Wolfgang Stuflesser

Nina Franoszek, geboren 1963 in Berlin, lebt und arbeitet als Schauspielerin in Los Angeles. Doch sie ist kein Hollywoodstar – sie selbst bezeichnet sich als Charakterdarstellerin. Die Mehrheit der Zuschauer wird ihr Gesicht nicht präsent haben, aber sie war im “Tatort” ebenso zu sehen wie in “Kommissar Rex” oder “Weißensee”. Ende der 90er-Jahre geht sie nach Los Angeles. Sie hat in Roman Polanskis “Der Pianist” gespielt und stand mit Donald Sutherland und Tim Robbins vor der Kamera. Ein Gespräch über die Arbeit zwischen Kunst und Kinokasse.

Die Schauspielerin Nina Franoszek in roter Jacke © imago stock&people

Hat den Sprung nach Hollywood geschafft: die Schauspielerin Nina Franoszek.

Nina Franoszek stammt aus einem Künstlerhaushalt – die Mutter Malerin, der Vater Kunstprofessor in Berlin. Vielleicht hatte sie auch deswegen schon früh den Wunsch, selbst in die kreative Richtung zu gehen. Schon mit 17 wird sie von Rainer Werner Fassbinder entdeckt. Sie macht aber erst das Abitur und studiert an der Hochschule für Musik und Theater Hannover Schauspiel. Sie arbeitet viel am Theater und dreht 1990 ihren ersten englischsprachigen Film. Schon da steht die Frage im Raum, ob sie nach Hollywood gehen soll.

Sie arbeitet zunächst weiter in Deutschland – vor allem für Fernsehproduktionen. Doch Ende der 90er-Jahre zieht es sie dann doch nach Los Angeles. Sie geht – eigentlich untypisch für die Filmstadt – erst mal zum Theater. Als Künstlerin ist sie fasziniert von der ganz anderen Lebenssituation der amerikanischen Schauspieler – fernab des staatlich subventionierten Kulturbetriebs in Deutschland.

In Los Angeles zunächst am Theater, dann TV

Nach und nach kommt sie doch zum Film: Die Konkurrenz in Hollywood ist hart, sagt sie, denn natürlich kommen die besten Schauspieler aus aller Welt hierher, um ihr Glück zu versuchen. In Deutschland gibt es um die 10.000 Schauspieler. Allein in Los Angeles sind es um die 120.000. Castings können da die Hölle sein. Dennoch: Sie kriegt gute Rollen. Zum Beispiel spielt sie in der TV-Serie “Mad Men” an der Seite von Jon Hamm alias Don Draper.

Zunächst bewirbt sich Nina Franoszek für deutsche Figuren, bekommt die Rollen jedoch meist nicht. Erst später versteht sie, warum: “Ich bin in der Ausstrahlung zu warm für das, was man hier als deutsch empfindet. Das ist kalt, das sind so Wikingerfrauen. Ich wurde dann gefragt: ‘Kannst du Französisch? Kannst du Schwedisch?’ Ich werde im Klischeebild nicht als deutsch gesehen, sondern als skandinavisch oder slawisch.”

Coaching für Regisseure

Nina Franoszek hat von Anfang an von ihrer Arbeit leben können. Allerdings versteht sie die Schauspielerei auch als sehr umfassenden Beruf: Sie hat als Schauspielcoach gearbeitet und selbst Stücke inszeniert. Zudem unterrichtet sie Filmregisseure darin, wie sie ihre Darsteller am besten führen. Was das Geld angeht, hat sie eine Erkenntnis schon früh: “Ich muss gut mit meinen Finanzen haushalten, damit ich künstlerische Entscheidungen treffen kann, mit denen ich mich wohlfühle.”

Zum Beispiel hat sie sich entschieden, nicht dem typischen Jugendwahn in Hollywood zu verfallen. Das hat sich beruflich sogar ausgezahlt, sagt sie: “Ich bin eine Schauspielerin, die weder Botox noch etwas anderes am Gesicht hat machen lassen. Das ist im Moment mein Marktvorteil”. In den Castingräumen seien die Kolleginnen, die für dieselbe Rolle vorsprechen würden, “alle geliftet”. “Ich kriege oft die Rolle, weil ich dem Alter entsprechend aussehe”, ergänzt die Schauspielerin.

Pläne für eigenes Virtual-Reality-Projekt

Man merkt Nina Franoszek die Begeisterung für den Job an. Seit sie bei einem Videospiel mitgemacht hat, ist sie fasziniert vom Thema Motion Capturing. Es ist ein Verfahren, das die Bewegungen der Schauspieler über ein kompliziertes Verfahren einmisst, damit Darsteller später in eine komplett im Computer erstellte Szenerie eingefügt werden können. Die Erfahrung hat Nina Franoszek auf eine neue Idee gebracht. “Meine Frage ist immer wieder, wie kann ich Menschen berühren? Im Moment treffe ich mich mit allen Leuten, die hier Virtual Reality machen und möchte eine eigene Geschichte umsetzen.”

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Infoprogramm | 22.02.2017 | 06:55 Uhr

http://www.ndr.de/kultur/kulturdebatte/NDR-Debatte-Von-Kunst-leben-geht-Traumberuf-Schauspieler,brotlosekunst108.html